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: Koflers Katastrophe

So was hat es in der deutschen Medienlandschaft noch nicht gegeben: einen TV-Manager, der mit wehenden Fahnen in den eigenen Untergang reitet. Premiere-Geschäftsführer Georg Kofler hat zu hoch gepokert – und seinen Bezahlsender damit in eine tiefe Krise gestürzt. Bei der gestrigen Vergabe der TV-Rechte für die Fußball-Bundesliga ist Premiere leer ausgegangen. Stattdessen haben erneut die ARD und erstmals der Kabelnetzbetreiber-Zusammenschluss Arena den Zuschlag bekommen. Für Premiere ist dieser Verlust kein Unglück. Es ist eine Katastrophe!

Bis zuletzt hatte Kofler darauf gesetzt, mehr Exklusivrechte einkaufen zu können, um auf Kosten der Spielzusammenfassungen im Free TV, die dann erst ab 22 Uhr möglich gewesen wären, weitere Abonnenten zu locken. Dieses Risiko wollte die Deutsche Fußball-Liga (DFL), die um ihre Sponsoren fürchtete, nicht eingehen. Nun steht Kofler vor einem Scherbenhaufen. Mit der Ausstrahlung der Bundesliga verliert Premiere sein bedeutendstes Zugpferd und zerbröselt sich den in den vergangenen Jahren mühsam aufgebauten Abonnentenstamm. Dass der Sender allein mit der kürzlich erstandenen Champions League wirtschaftlich erfolgreich sein kann, ist jedenfalls unwahrscheinlich.

Weshalb ausgerechnet Kofler sich so verschätzt, ist zugleich ein Rätsel. Er war es, der den Sender nach der Kirch-Pleite neu aufgebaut und zum Erfolg geführt hat. Kofler knackte die Grenze von drei Millionen Abonnements. Doch in seinem Aufstiegseifer ist ihm die eigene Selbstüberschätzung zum Verhängnis geworden. Der Premiere-Chef hätte wissen müssen, dass sich die DFL trotz des von Premiere gebotenen Millionenbetrags absichern will, die Bundesliga nicht auf lange Sicht im Pay TV ghettoisieren zu lassen. Er hätte sich bloß daran erinnern müssen, wie Leo Kirch vor Jahren bei Sat.1 ein spätabendliches „Ran“ durchzusetzen versuchte, um Premiere zu pushen. Die Proteste waren enorm. Auf einen derartigen Imageschaden ist die DFL nicht noch mal scharf. Und Kofler wollte sich bis zuletzt offenbar nicht zu einem Kompromiss bewegen. Nun dürfte es wohl nur noch eine Frage der Zeit sein, bis er den Sender verlässt.

Freude herrscht dagegen bei der ARD, deren Bundesliga-„Sportschau“ bis 2009 gerettet ist. Ob das auch die beste Lösung für die Zuschauer ist, lässt sich jedoch anzweifeln. Um die Rechte zu refinanzieren, muss die ARD Werbung senden und hat die Berichterstattung am Samstag schon jetzt bis zur Grenze der Erträglichkeit zerstückelt. Wie Bundesliga-Spiele künftig live im Pay TV zu empfangen sein werden, ist derweil noch offen. Arena bastelt noch an einer Lösung. Ob die DFL tatsächlich die – im Sinne der Fans – richtige Entscheidung getroffen hat, wird sich also erst noch zeigen. PEER SCHADER